Zunächst, was ist überhaupt Selbsthilfe? Es gibt nicht DIE Selbsthilfe! Es bestehen keine festen Regeln, wie die Treffen von Selbsthilfegruppen abzulaufen haben. Es gibt keine Vorgaben, was gesagt oder getan werden muss. Selbsthilfegruppen wie auch Selbsthilfeorganisationen entstehen, formieren und entwickeln sich ganz individuell. Dennoch haben sich Methoden, Vorgehensweisen und Strukturen etabliert, die von vielen Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen übernommen und weiterentwickelt wurden.
Selbsthilfegruppen
Unter gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen werden freiwillige Zusammenschlüsse von betroffenen Menschen verstanden, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten, Krankheitsfolgen und/oder auch psychischen Problemen richten, von denen sie entweder selbst oder als Angehörige betroffen sind. Sie werden nicht von professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (z. B. Ärztinnen und Ärzten, anderen Gesundheits- oder Sozialberufen) geleitet.Leitfaden zur Selbsthilfeförderung, GKV-Spitzenverband
Selbsthilfeorganisationen
Unter Selbsthilfeorganisationen werden gesundheitsbezogene Zusammenschlüsse von Selbsthilfegruppen auf Landes- oder Bundesebene verstanden, die auf bestimmte Krankheiten oder Krankheitsfolgen ausgerichtet sind und die im Vergleich zu Selbsthilfegruppen meist größere Mitgliederzahlen aufweisen.Leitfaden zur Selbsthilfeförderung, GKV-Spitzenverband
In den Medien wird ein ganz bestimmtes Bild von Selbsthilfe gezeigt: Eine Gruppe von traurig schauenden Menschen sitzt in einem Stuhlkreis. Oft fällt als erster Satz von einem Gruppenmitglied: „Hallo, meine Name ist… und ich bin…“. Wird die Selbsthilfe in solchen Formaten skizziert, handelt es sich dabei oft um Selbsthilfegruppen zum Thema Sucht oder Aggressionen.
Dieses gezeichnete Bild ist nicht falsch. So kann Selbsthilfe aussehen. Aber in der Selbsthilfe ist so viel mehr möglich: Die Selbsthilfe bietet verschiedene Formate und das Spektrum geht weit über die Themen Sucht und Aggressionen hinaus.
Menschen, die von einer chronischen Erkrankung oder Behinderung, also beispielsweise NPH, betroffen sind, oder auch Menschen, deren Angehörige betroffen sind, finden sich in Selbsthilfegruppen zusammen. Selbsthilfegruppen gibt es in Deutschland zu den unterschiedlichsten gesundheitsbezogenen Themen in verschiedenen Städten und Regionen. Es sind etwa 70.000 bis 100.000 Gruppen in Deutschland.
Diese Selbsthilfegruppen bilden die Basis der Selbsthilfe-Landschaft. Hier findet die gegenseitige Unterstützung der Betroffenen in Gruppen statt. Damit aber die einzelnen Gruppen nicht im luftleeren Raum agieren, schließen sich viele Selbsthilfegruppen in übergeordneten Verbänden zusammen oder nutzen die Angebote von Selbsthilfeunterstützungseinrichtungen. Somit können die Betroffenen, Gruppen und Verbände sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen sowie mit gebündelter Kraft nach außen wirken (sowohl innerhalb des gleichen Krankheitsbildes als auch darüber hinaus).